Vom 27. Bis 29 April 2012 fand in Eisenach die Jahrestagung des Forum lebendige Jagdkultur statt. Zwei Themenkreise standen im Mittelpunkt der Vorträge und Diskussionen: Im Bereich Kunst die europäische Jagdmalerei und in der aktuellen Jagdpolitik die Probleme der jagdlichen Ethik in der heutigen Zeit.
In seinem Grußwort ging der Präsident des Landesjagdverbandes Thüringen Steffen Liebig auf die schwierige jagdpolitische Situation der Gegenwart ein und betonte die Bedeutung der Jagdkultur für eine positive Argumentation.
Eröffnet wurde die Reihe der Referate mit einem Bericht über „Jägerlatein und jagdliche Mythen“ durch Jobst Schmidt. Erich Hobusch referierte aus seinem neuen Buch über die „Geschichte der Cöpenicker Wälder“, wo Friedrich der Große mit drakonischen Maßnahmen die Aufforstung der völlig zerstörten Wälder durchsetzte. Franz Henninghaus stellte den Kunstbereich der Jagdgravu-ren vor und ließ von jungen Büchsenmachern aus Suhl die praktische Arbeit des Gravierens vorführen.
Mit Bezug auf die gleichzeitige Ausstellung des Tier- und Jagdmalers Rainer Schmidt-Arkebek erläuterte Bernhard von Oberg die jagdsoziologischen Bezie-hungen zwischen den Jägern der steinzeitlichen Höhlenmalerei (Cro Magnon) und der heutigen Jagd, ausgehend von dem Ortega-Zitat, dass die Jagd eine be-fristete Rückkehr in die menschliche Urzeit sei. Nach diesem urhistorischen Anfang führte Prof. Dr. Dieberger in die Zeit des Barock und stellte den Grafen Sporck als großen Förderer der Jagdkultur und Gründer des Hubertusordens vor.
Ein Höhepunkt war der Vortrag von Dr. Gilbert Titeux (Straßburg) , der ausge-hend von Gustave Courbet die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Jagdmalerei in Frankreich und Deutschland im 19. Jahrhundert darstellte. Ergänzt wurden diese Ausführungen durch die Darstellung der gegenwärtigen (!) französi-schen Parforcejagd durch Frank Pohlmann und eine mit alten Filmaufnahmen angereicherte Präsentation der Jagden Wilhelm II. in Thüringen durch Rainer Hohberg (Hummelshain), den Autor eines gerade herausgekommenen Buches „Halali in Thüringen“.
Das altersmäßig jüngste Mitglied Franz Friedrich Henninghaus leitete mit seinem Vortrag über „Generationenwechsel und Jagdkultur“ zu den jagdpolitischen Themen über. In den jagdphilosophischen Teil führte das Referat von Dr. Günter Kühnle, der das Problem des Jägers im Spannungsfeld zwischen Kultur und Zivilisation darstellte – „Jagdkultur ist, wenn kultivierte Jäger jagen“. Es war zugleich die Einführung in die von Dieter Stahmann in einem ausführlichen Vortrag behandelte Frage „Brauchen wir eine neu Ethik für die Jagd?“ In der Diskussion wurde deutlich, dass nachhaltige Nutzung und Schadensbekämpfung zwar die Jagd rechtfertigen, aber für die Rechtfertigung des Jägers vor sich selbst das jagdliche Gewissen unentbehrlich ist. Als Gast hielt Conrad Philipps, Autor des Buches über das „Mittelwild“, als Forstmann ein temperamentvolles Plädoyer für die Zusammengehörigkeit von Wald, Wild und Mensch.
Ein Ausflug auf die Wartburg mit Besichtigung rundete die Tagung ab. In der harmonisch verlaufenden Mitgliederversammlung wurden drei neue Mitglieder aufgenommen. Mit großer Freude wurde die Zuerkennung des Preises der Stiftung „Wald, Wild und Flur in Europa“ zur Kenntnis genommen, durch die jetzt geplante publizistische Arbeiten möglich werden. Den Abschluss bildete ein Konzert der Thüringer Jagdhornbläser im Schlosshof unter der Leitung unseres Mitglieds Thomas Franke.
Texte und Kurzfassungen der Referate finden Sie unter Veröffentlichungen/Referate