Von Rainer Schmidt-Arkebek
Nichts ist ewig. Alles ist endlich. Und wir alle kennen das Gesetz des „Fressens und Gefressen- Werdens“. Wir Menschen legen angesichts dieser Tatsache und der Endlichkeit allen Seins Wert auf ein Andenken – ob es eine Art der Dekoration, eine Trophäe, eine Abbildung oder was auch immer sein mag. Es soll etwas hinterlassen werden, was einen Augenblick oder einen Zeitabschnitt betrifft bzw. ausmacht, mag es ein Tagebuch sein oder ein Foto. Menschen und Tiere sind „Fresser“ bzw. Jäger. Mag auch der Fisch oder das Hähnchen heute aus der Tiefkühltruhe im Supermarkt kommen, so sind die menschlichen Lebensbedingungen – direkt oder indirekt – doch oft noch die eines Jägers.
Wir jagen nach „Schnäppchen“ in den Kaufhäusern, nach Ruhm oder gehen mit einem Jagdschein auf die Pirsch; und auch der Angler ist eine Art Jäger.
Fakt ist darüber hinaus, dass die im Laufe der Geschichte untergegangenen Kulturen eine sehr viel größere und bedeutendere Wertschätzung gegenüber der sie umgebenden Natur und des Lebens pflegten, als das heute der Fall ist. Die Natur, die Lebewesen, die Pflanzen und die Elemente waren lebensnotwendige Grundlagen des Seins und hatten den Status von manchmal göttlicher Bedeutung.
Dieses Empfinden bzw. diese Wahrnehmung, trotz der auch heute noch vorhandenen Abhängigkeit, ist den meisten Zeitgenossen fremd. Der Blick auf das Bankkonto oder auf das Smart-Phone ist ein bedeutend gewichtiger Teil des Alltags.
Allerdings spielt der „menschliche Kult“, das heißt, die „Erhabenheit“ des Wildes für den Jäger und die Wertschätzung für die Beute noch heute eine Rolle. Der spanische Philosoph J. Ortega y Gasset beschreibt in seinen „Meditationen über die Jagd“ treffend, was einen guten Jäger auszeichnet, zum Beispiel in Hinblick auf den Respekt gegenüber dem gejagten Tier (Wer „zollt“ einem Fischstäbchen im Gegensatz dazu „Respekt“?).
Eine Wertschätzung für das getötete Tier, für das erjagte Wild, findet sich hier und da bei den heutigen Jägern. Dies wird auch deutlich bei dem Umgang der Jäger mit den verbliebenen Attributen ihrer Beutetiere, den Stirnwaffen, den Fellen, den Reißzähnen und den Federn.
Dies mag heutzutage vielleicht für viele befremdlich klingen, doch die Trophäe ist auch als ein Zeichen der „Ehrung“ oder des Respektes gegenüber dem Tier zu betrachten. Denken wir an die Jäger, die ein Tier nicht nur wegen des Erfolges, sondern wegen des Überlebens jag(t)en, um Fleisch, Fell, Knochen als Arbeitsmaterialien zu verwerten bzw. Feder oder Geweih aus „kultischen Zwecken“ zu ehren.
Somit ist Trophäe also nicht nur als eine Dekoration, als ein „sich Schmücken“ oder als Zeichen für den „Sieg“ über ein Tier und der damit verbundenen Übermacht zu verstehen, sondern auch als ein Andenken an das Lebewesen. Und als Andenken oder eine Erinnerung ist eine Trophäe ein Ausdruck dafür, dass es nicht allein um das Töten oder das „Fressen“ von Fleisch geht. Denn das Sein ist als Werden und zugleich als Vergehen zu verstehen.
Dies ist das Thema der von mir gemalten Bilder und verfassten Texte, die in loser Folge erscheinen werden.
Zwei Zeitebenen in einem Bild (drei Ausschnitte)
Steinzeitliche Kunst in der „Grotte des Trois-Frères“, südfranzösische Region, Ariège,
nach Henri Breuil.
Alter: ca. 13.000-12.000 Jahre BP