Von Joachim Orbach und Volker Seifert

Seit Jahrzehnten werden innerhalb der Jägerschaft die Verschlechterung der Jagdmöglichkeiten, wenn nicht beklagt, so doch zumindest festgestellt. Neben der schwindenden gesellschaftlichen Akzeptanz der Jagd und der daraus resultierenden ständigen Verschlechterung der gesetzlichen Bestimmungen, die den jagdlichen Handlungsraum beschränken, wird eine großräumige Verschlechterung der Revierverhältnisse bemerkt.

Diese Verschlechterung zeigt sich in verschiedenen Bereichen, z. B. in dem Verschwinden von Biotopen, in der Verschlechterung der Äsungsmöglichkeiten in Wald und Feld, Verringerung von Ruhezonen für das Wild, Zunahme des Raubwildes, der seit jahrzehnten zu verzeichnenden Verkleinerung der einzelnen Reviere oder dem Ansteigen von Wildschäden in Wald und Feld.

Selbstverständlich gibt es die Lösung für alle der Probleme nicht, dazu ist die Vernetzung der Problemfelder zu eng. Einen gelungenen Versuch die Schwierigkeiten, wenn nicht zu lösen, dann doch ihre negativen Auswirkungen abzumildern, stellen zwei Projekte in Nordrhein–Westfalen dar, die hier kurz vorgestellt werden sollen.

Hegeverein Engelskirchen

Bereits Anfang der 1990er Jahre begannen Überlegungen im Hegering Engelskirchen im Oberbergischen Land, die Wildbewirtschaftung und Reviergestaltung intensiver zu koordinieren. Der Unternehmer und Wildmeister Walter Stein und der derzeitige Vorsitzende des Bund Deutscher Berufsjäger ( BDB ) Wildmeister Bernd Bahr, der seiner Zeit im Revier von Walter Stein ( Auszeichnung vom BDB 2012 „Ausbildungsrevier des Jahres“ ) tätig war fanden innerhalb des Hegeringes, für ihre Idee einen Revierjäger mit den Aufgaben zu betreuen offene Ohren und so wurde 1994 der „Hegeverein Engelskirchen e.V.“ gegründet. Bis 2011 bestand dieser aus 17 Revieren mit einer Gesamtfläche von ca. 4500 ha. Die Mitglieder des Vereins – gleichzeitig Mitglieder des Hegerings bzw. Förderer des Vereins – stellten einen Revierjäger ein, der gleichzeitig Geschäftsführer des Vereins war. Eine Besonderheit dieses Modells war, das die vier bis 2011 angestellten Revierjäger die Möglichkeit hatten, in der Zeit ihrer Anstellung die Meisterprüfung abzulegen. Hierzu zählte dann auch der spätere Betreuer der „Hegegemeinschaft Davert Hochwildring e.V.“ und 1. Vorsitzender des BDB NRW Wildmeister Peter Markett.

In den ersten fünf Jahren des Projektes wurden die Personalkosten zu 80% vom Land NRW durch Mittel der Jagdabgabe gefördert. In den folge Jahren ging der Anteil der Förderung zurück. Der übrige Teil der Personalkosten wurde von den Mitgliedern des Vereins mit einem Schlüssel der Reviergröße je ha getragen. Der Revierjäger stand jedem Revier beratend z.B. bei der Anlage von Deckungs – und Äsungsflächen, der Koordinierung von revierübergreifenden Jagden zur Verfügung. Auch war er Ansprechpartner bei der Raubwildbejagung sowie bei der Wildschadenverhütung und Wildschadenfeststellung. Im Laufe des Projektes gewannen auch die Wildbretverarbeitung und –vermarktung in einer eigens hergerichteten Wildkammer an Bedeutung. Nicht zu vergessen sind auch die Leistungen im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit wie z.B. Informationsveranstaltungen, Rollende Waldschule usw..

Hegegemeinschaft „Davert Hochwildring e.V.“

Die guten Erfahrungen aus dem Projekt des Hegevereins Engelskirchen veranlassten die Hegegemeinschaft des „Davert Hochwildring“ eine vergleichbare Organisation zu instalieren. Das südlich von Münster gelegene Waldgebiet „Davert“ beherbergt einen Rotwildberstand der durch die Revierinhaber innerhalb der Hegegemeinschaft bewirtschaftet wird. Die 57 Reviere verteilen sich auf ca. 15 000 ha. Gerade in einer Region mit starker Hausschweinehaltung sind koordinierte Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Schweinepest beim Schwarzwild von hoher wirtschaftlicher Bedeutung. Auch hier wurde die Anstellung eines Berufsjägers aus Mitteln der Jagdabgabe vom Land NRW gefördert.

Nutzen

Eine großflächige Koordinierung der Reviergestaltung und der Wildbewirtschaftung haben in den Projekten nur Vorteile für die Reviere und die beteiligten Personen gezeigt. Die Qualität der Reviere haben hinsichtlich der Äsungsflächen und der Biotopgestaltung zugenommen, den Revierinhabern, Jagdaufsehern, Jagdgenossen und Landwirten stehen ständig eine kompetente Ansprechperson zur Verfügung. Besonders die Regelung von Wildschäden hat sich als vereinfacht herausgestellt. Gerade für die Förderung durch öffentliche Mittel ist ein wichtiger Punkt, das durch Maßnahmen Betätigungsfelder für Berufsjäger geschaffen werden, die schließlich unserem Wild, den nicht jagdbaren Arten, unserer Umwelt und für alle Beteiligten von Nutzen sind.

Ausblick

Das die beiden hier vorgestellten Projekte in Hochwildgebieten installiert wurden, lässt selbstverständlich den Schluss zu, das hier das ausschließliche Tätigkeitsfeld der Berufsjäger anzusiedeln sei. Vielmehr scheint der Nutzen einer koordinierten Reviergestaltung und Wildbewirtschaftung sich auch in die klassischen Niederwildgebiete zu übertragen.