Von Wildmeister Dieter Bertram

Wer wir sind - woher wir kommen.

Der Verein Hirschgerechter Jäger wurde 1949 von Persönlichkeiten aus dem Bereich der Jagd gegründet und war damit Nachfolger des 1904 in Aachen gegründeten Verein Hirschgerechter Eifeljäger. Nicht nur aus den Ländern der Bundesrepublik, sondern auch aus dem benachbarten Österreich, aus Belgien und den Niederlanden traten gleichgesinnte dem Verein Hirschgerechter Jäger bei. Ziel war der Zusammenschluss von Freunden des Rotwildes - mit und ohne Jagdschein - mit dem gemeinsamen Ziel, alle Anstrengungen zur Erhaltung dieser Wildart zu unternehmen.

Heute sehen wir unsere Verpflichtung darin, die ursprüngliche Zielsetzung des Verein Hirschgerechter Jäger zu erweitern und eine Lanze zu brechen für eine artgerechte Hege und Bejagung des Schalenwildes insgesamt.

Angesichts der in den letzten Jahrzehnten eingetretenen Veränderungen haben sich die Rahmenbedingungen sowohl für das Wild als auch für die Jäger grundlegend verändert.

Der nutzbare Lebensraum für alles Schalenwild und ganz besonders für das Rotwild unterliegt einem permanenten Flächenverlust. Auch der politische Umgang mit dem Rotwild erfüllt uns mit Sorge. Nicht nur die Existenzberechtigung des Schalenwildes wird teilweise in Frage gestellt, sondern vor allem seine Behandlung in der Praxis ("Reduzierung des Schalenwildes zur Schadensminimierung") gibt Anlass zur Sorge.

Vor diesem Hintergrund will unsere Initiative auf diese gefährlichen Prozesse hinweisen und dazu beitragen, das Lebensrecht des Schalenwildes in Deutschland zu sichern.

Ideelle Ziele

  • Sicherung des aktuellen Lebensraumes durch Beratung und Aufklärung im politischen Raum in den Bundesländern (Überprüfung von Gebietsabgrenzungen, ggf. Gebietserweiterung)
  • Stärkung der Rotwild-Hegegemeinschaften (materiell und ideell) (Beratung und Fortbildung der Jägerschaft)
  • Schalenwild ist ein Bestandteil der Biodiversität (Stärkung der Wertschätzung des Schalenwildes als Teil der Heimatnatur)
  • Sicherung der Lebensraum-Korridore zur genetischen Arterhaltung
  • Erhaltung der "Erlebnis-Funktion" für die nichtjagende Bevölkerung

Die Jagdpraxis betreffende Ziele

  • Erhaltung von flächendeckenden, den jeweiligen Revierverhältnissen angepassten Schalenwildbeständen und ihrer Lebensräume
  • Strikte Einhaltung des Muttertierschutzes bei der Jagdausübung
  • Verzicht auf das Beschießen von hochflüchtigem Wild aus Tierschutzgründen sowie Verzicht auf Weitschüsse
  • Fachgerechte Durchführung von Nachsuchen und entsprechend ausgebildete Schweißhunden
  • Erfüllung des festgesetzten Abschusses primär durch Ansitzjagden, Ausrichtung der Bejagung gemäß der jeweiligen Alters- und Sozialstruktur der verschiedenen Schalenwildarten
  • Schaffung und Unterhaltung artgerechter Äsungs- und Aufenthaltsflächen entsprechend dem jeweiligen regionalen Wildbestand; Winterfütterung des Schalenwildes nicht nur in definierten Notzeiten, sondern in der gesamten äsungsarmen Zeit (Trockenheiten etc.)

Visionen und Kooperationen

Der Geist der Veranstaltung im Kloster Steinfeld im April 2022 mit dem symbolischen Jagdsignalen "Das Hohe Wecken" und "Sammeln der Jäger" im Klosterhof warb für eine Kooperation der Teilnehmerverbände. Hierzu zählten die anwesenden Organisationen "Verein Hirschgerechter Jäger"; "Forum Lebendige Jagdkultur", "Wildhüter St. Hubertus", Stifterverband für Jagdwissenschaften, "Gesellschaft zur Erhaltung der Raufußhühner", "Bundesverband Deutscher Berufsjäger", "Verein Hirschmann" sowie der "Deustche Tierschutzbund".

Wir gehen nicht, wie zur Zeit der Gründung vor einem Dreivierteljahrhundert, in Konkurrenz zu den großen jagdlichen Organisationen, waren doch Jagdverbandspräsidenten ebenso Vorstandsmitglieder im Verein Hirschgerechter Jäger wie bedeutende Oberlandforstmeister.

Wildtiere sind Indikatoren anspruchsvoller Lebensräume. Sie sind ein Stück Kulturgut und kommen dem Stellenwert von Burgen, Schlössern und Museen gleich. Wir brauchen eine gemeinsame Vision, bei der alle, die sich dem Tier- und Naturschutz verbunden fühlen, ihre Kräfte mit der Jagd bündeln und sich nicht in gegenseitiger Konkurrenz erschöpfen. Jagd-, Tier- und Naturschutz ernst und kenntnisreich betreiben, sollten keinen Gegensätze sein, weil es allen um den Erhalt der Wildtiere und ihrer Lebensräume geht, ohne die es letztendlich auch keine Jagd mehr geben wird.

Unser Verein möchte diesen Zielen wieder eine Stimme und Leben verleihen.

www.hirschgerechter-jaeger.de