Von Volker Seifert
Seit einigen Jahren geistern Nachtsichtoptiken durch die Köpfe der Jägerschaft – oder zumindest – einem Teil der Jägerschaft.
Und spätestens seit ihrer Legalisierung in Folge der „Bekämpfung“ der Afrikanischen Schweinepest finden sie vermehrt Einzug in die Schränke der Schützen.
Man sollte meinen, dass dies Begrüßenswert sei, schließlich sieht man mehr und kann folglich sauber Ansprechen. Leider kommt dieser technische Vorteil nur in den Nachtstunden zum Zuge. Und Glücklich ist der Schütze, der nun unabhängig von den mondbeschienenen Nächten, das Feuer auf die zuvor sauber angesprochenen Kreatur eröffnen kann. Man braucht nun nicht mehr seine jagdlichen Aktivitäten nach dem Mondkalender zu richten, sondern kann jede Nacht mit seiner persönlichen kleinen Sauensonne erhellen. Diese zeitliche Flexibilität erkaufen sich die in zeitgemäßen, militärischen Camouflage gekleideten Schützen mit dem Verzicht auf jagdliche Raffinesse. Denn in der Selbstbeschränkung auf die wenigen Mondnächte liegt auch ein ästhetischer Wert. Wenn etwas immer und überall Verfügbar ist, verliert es seinen Wert.
(Bild: Adriaen Brouwer, um 1630)
Dennoch beschleicht den ewig gestrigen Waidmännern im Lodenmantel bei der neuen Technik ein Unbehagen. Galt es doch als waidmännisch dem Nachtjagdverbot Folge zu leisten und nur in den hellen Mondnächten im Winterhalbjahr auf Schwarzwild und Fuchs zu Waidwerken. Diese Selbstbegrenzung ist nun nicht mehr nötig, die Technik erlaubt es, dem Schwarzwild jede Nacht seine Ruhe zu rauben. Und wenn man nun schon mal sitzt und ein passendes Stück Reh- oder Rotwild die Wege des Schützen kreuzt, kann man auch hier den Finger krumm machen um den Abschuss zu erfüllen. Sicherlich hängen noch einige althergebrachte Landesjagdgesetze an der Einhaltung des Nachtjagdverbotes, aber es ist nur eine Frage der Zeit und dieses wird der „normativen Kraft des Faktischen“ in einem modernen Wildtiermanagementgesetzt angepasst.
Scheinbar ist der Gedanke, dem Wild wenigstens nächtens Ruhe zu gewähren eine überkommene Vorstellung. Und selbst wenn man die Nachtsichtoptiken tatsächlich nur zum Ansprechen und Beobachten verwendet, so bringt auch dies Unruhe ins Revier.