Im Schatten der Türme des ältesten und größten romanischen Doms tagte das Forum lebendige Jagdkultur in diesem Jahr vom 25. bis zum 26. April 2015.

Am Freitag wurden zunächst unter sehr fachkundiger Führung die Stadt Speyer und der Dom besichtigt, wobei die Mitglieder erfuhren, dass das Tagungshotel auf den Ruinen des Reichskammergerichts (bis 1689) erbaut worden war. Der Rest des Tages gehörte den Maler-Mitgliedern des Forums, die den Tagungssaal mit ihren Bildern sehr ansprechend ausgestaltet hatten und in kurzen Vorträgen die Übertragung eines Bildes vom Kopf auf die Leinwand erklärten und auf die wichtigen Partien hinwiesen.

Am Samstag wurden zwei Themenbereiche behandelt. Am Vormittag stand das manchmal problematische Verhältnis zwischen Jagdpraxis und Wildbiologie im Vordergrund. Im Verlauf der Vorträge und Diskussionen wurde allen Teilnehmern klar, dass in der heutigen Zeit in dem schwierigen Verhältnis zwischen Jagd, Naturschutz und Land- und Forstwirtschaft auf den wissenschaftlich soliden Hintergrund der Argumentation nicht verzichtet werden kann und deshalb die Wildbiologie der wirksamste Helfer für die Jäger im Kampf um seine Existenz darstellt. Dabei wurde deutlich, dass auch manche liebgewordene Teile der Jagdkultur wie etwa die Trophäenbewertung heute anders als noch vor fünfzig Jahren gesehen werden müssen. Als bedenklich wurde allerding auch gesehen, dass die Ausbildung der Jungjäger bei den heute üblichen Schnellkursen auf Jagdkultur praktisch verzichtet und damit den zukünftigen Jägern das Verständnis für Jagdkultur einschließlich der Waidgerechtigkeit vorenthalten wird. Wichtig ist, dass die älteren Jäger gerade in dieser Situation ihren Vorbildcharakter ernst nehmen, was leider nicht ausreichend der Fall ist.

Am Nachmittag wurde die belletristische Seite der Jagd in verschiedenen Vorträgen behandelt. Dass „epochale Frauen“ auch in der Zeit des Absolutismus schon eifrig gejagt haben, ließ sich an vielen Bildern erkennen, wobei die Falknerei offensichtlich von den Damen bevorzugt wurde. Aus den Tagebüchern und Briefen von Goethe lässt sich viel über seine jugendliche Jagdleidenschaft erfahren, die sich später in ruhigeren Bahnen bewegte, aber ihr diplomatisches Meisterstück gerade in der entgegengesetzten Richtung fand, als er seinen immer jagdbegeisterten Großherzog in einem geschickten Brief dazu bewegen konnte, die ausgesetzten Sauen am Ettersberg wegen der großen Wildschäden wieder abschießen zu lassen. In der Antike – insbesondere bei den Griechen und Kelten - galt der Hase als anerkanntes Jagdwild, und es gab eine ausgesprochene Kunst oder Jagdkultur, die mit Hunden betriebene Hasenjagd zu gestalten. Ein Höhepunkt war der „Kynegetikos“ von Xenophon, die „Kunst mit Hunden zu jagen“. Zum Abschluss wurde die seit über fünf Jahren bestehende Jagdbibliothek der Julius-Neumann-Stiftung unter dem Titel „Vergessene Schätze“ vorgestellt. Hier wurde nach der Katastrophe mit der Lindner-Bibliothek eine vorbildliche Stätte geschaffen, um unsere Jagdliteratur zu erhalten und Arbeiten darüber zu ermöglichen. Ein Besuch kann dringend empfohlen werden.

Am Sonntag fand die sehr harmonisch verlaufende Mitgliederversammlung statt. Der Vorstand wurde für ein weiteres Jahr wiedergewählt, und es konnten vier neue Mitglieder aufgenommen werden.

Dass an den Abenden ausgiebig der Saumagen und der Pfälzer Riesling probiert wurden, muss man bei einem Jägertreffen wohl nicht besonders erwähnen.