Von Volker Seifert

E-Dur-Fuge

Die Jagd beginnt,
ein einzelner Schritt,
wie der erste Ton,
klar, fast spielerisch,
doch schon mit der Last der Ordnung.

Im Dickicht der Buchen
wird das Thema aufgegriffen,
ein Hund bellt, ein Treiber ruft,
die Stimmen verschränken sich,
überlagern, verlieren sich
und finden sich wieder
wie die Läufe einer Fuge.

Die Sauen stieben,
ihr Sprung ein plötzlicher Triller,
ein wildes Ornament,
das sich dem Rhythmus entzieht,
doch irgendwie dazugehört.

Ein Schuss fällt.
Die Jagd hält kurz inne,
wie ein dissonanter Akkord,
der in der Bewegung verharrt,
nur um sich dann aufzulösen,
weiterzugehen,
in den Fluss des Waldes zurückzukehren.

Am Ende stehen die Männer still,
der Wald kehrt zurück in seine Stille,
wie der Schlussakkord in E-Dur,
ein Triumph,
aber keiner, der sich erklärt.

Vielleicht war es die Jagd,
vielleicht die Fuge,
die sich hier vollzogen hat.
Ein Netz aus Tönen, Bewegungen,
ein Spiel der Kräfte,
das für einen Moment alles bedeutet
und dann vergeht.