Von Erich Henn †
Was Jagdlyrik wollen kann
Die deutsche Jagdlyrik füllt keine Bände. Sie überzeugt nur als Lied und Volkslied. Höhepunkte dieser Liedlyrik sind die Arien und Chöre des „Freischütz“. Aber Max war ein Faust der Romantik, und der Hobel der Epochen ging über ihn und seine Zeit hinweg. Überall stoßen wir heutigen Jäger schon lange an Reviergrenzen, und mittlerweile müssen wir uns in Deutschland mit Restnatur begnügen.
Das ist nicht das Ende der Jagd und ihrer Lyrik, wie manche glauben machen wollen. Um aber als Teil der Naturlyrik anerkannt zu werden,
müssen die Jagdlyriker zeitgemäß sein. Deshalb schreibe ich Wortlyrik, in der die Taube einen jagdbaren Vogel und nicht ein Friedenssymbol meint. Natürlich ist alle Lyrik esoterisch und ohne unmittelbare Wirkung auf Gesellschaft und Politik. Aber die verdichtete Kürze hat schon manchmal manchen gerührt. Und wenn dieser erkennt, dass das, was ihn bewegt, kein Anachronismus ist, sondern Teil der Gegenwart, dann....
B A L Z M O R G E N
gänsebalzgeschrei
über den weihern
nachtigallenpoesie
im schwarzdornsaum
mit dem tageslicht
das luftturniergeschnatter der erpel
die flügelschlagtreueschwüre der tauber
des kuckuckpärchens parasitgekicher
nun das morgenrot
es pustet glut
dem fackellauf der schöpfung
K O P F W E I D E N S A U M
ranzen die füchse
reihe ich mich gerne
zum passen
in den kopfweidensaum
ich neide ihm
seinen jährlichen verjüngungsschnitt
nur tarnung gewährt er mir
und bei schneefall
die täuschung des homme méchanique
das ich drängt ins ohr
und schnappt
nach liebesbellen
und schnürgetrappel
im nahen erlenbruch
Bei der Jahrestagung 2008 des FLJ am 24. Mai 2008 in MARIA LAACH zur Diskussion gestellt