Von Volker Seifert
Manche Jäger haben sie noch in ihrem Waffenschrank, doch heutzutage dient sie meist nur noch für gelegentliche Besuche auf dem Schießstand. Für die Jagd spielt sie kaum noch eine Rolle. Gemeint ist die alte .22 lfB-Patrone, die bereits 1887 auf den Markt kam und immer noch eine große Beliebtheit bei Sportschützen genießt. Das zeigt sich auch in den Produktionszahlen: Jährlich werden rund 2,5 Milliarden dieser Patronen gefertigt – und anscheinend auch fleißig verschossen.
Aber nur weil die .22 LR in den Umfragen an der Spitze liegt, heißt das noch lange nicht, dass die Patrone perfekt ist. Wäre sie nur ein paar Jahre später erfunden worden, hätte sie wahrscheinlich etwas anders ausgesehen, denn die Ballistiker der damaligen Zeit entwickelten bereits bessere Geschosstechnologien. Die .22 LR wurde nämlich mit einem Hülsendurchmesser und einem Geschossdurchmesser entwickelt, die genau gleich waren. Das bedeutet, dass das Geschoss nicht in seiner Hülse sitzen kann, ohne dass das Geschossende „abgeflacht“ ist oder einen kleineren Durchmesser hat als der freiliegende vordere Teil des Geschosses.
Dabei standen die Ingenieure jedoch vor einem Dilemma: Um ein Geschoss ohne Absatz verwenden zu können, musste das Geschoss entweder einen kleineren Durchmesser haben, um in eine Standardhülse des Kalibers .22 LR zu passen, oder die Hülse musste größer sein, um ein Geschoss des Kalibers .22 aufzunehmen. Winchester entschied sich für Ersteres und setzte damit voraus, dass die Hersteller die Kammern der Gewehre des Kalibers .22 nicht ändern mussten, sondern nur die Läufe. Dies würde das Einrichten der Gewehre für die neue Patrone wesentlich einfacher machen. Kammerdruck und Gesamtabmessungen der Hülse blieben genau gleich, während das Geschoss der neuen Generation ballistische Vorteile auf der Schießbahn einbringen würde. Winchester nannte die resultierende Patrone .21 Sharp. Im Wesentlichen verschießt sie ein Geschoss des Kalibers .210, das aus einer Hülse des Kalibers .22 LR abgefeuert wird.