Von Prof. Dr. Johannes Dieberger

In dieser neuen Serie wirft Univ.-Prof. Dr. Johannes Dieberger, BOKU Wien, einen geschichtlichen Rückblick auf die Entstehung und den Werdegang der ältesten Jagdzeitung Österreichs - St. Hubertus.

Am 04. Jänner 1912 erschien die erste Ausgabe von "St. Hubertus, allgemeine Österreichisch-Ungarische Jagdzeitung". Der Herausgeber und verantwortliche Redakteur Karl Springer gab in seinem Geleitwort die Motivation für die Herausgabe einer neuen Fachzeitschrift bekannt. Er meinte, das die Jagd nunmehr ein "volkswirtschaftlicher Faktor ersten Range" geworden sei. Sie gewährte nicht nur Hunderttausenden Erholung und Vergnügen, sondern hat auch "eine Unmasse von Angestellten eine Existenz und Tausenden von Geschäftsleuten aller Branchen Absatzmöglichkeit und Verdienst". Dagegen stellte Springer fest, dass die meisten der damals bestehenden Jagdblätter im Verhältnis zu der sehr großen Zahl von Jagdinteressierten nur eine geringe Verbreitung aufwiesen. Dies führte er einerseits auf die hohen Abonnementpreise zurück und andererseits auf die Tatsache, das jede Zeitschrift einer besonderen Interessengruppe als Sprachrohr diente.

Hehre Ziele

Karl Springer, der die Leitung der Buchdruckerei und des Verlagshauses Richter und Springer in Wien übernommen hatte, war ein moderner Manager. Er wollte mit dem St. Hubertus im Gegensatz zu den bestehenden Jagdzeitschriften eine große Leserschaft im ganzen Kaiserreich ansprechen. "In keinem Weidmannsheim darf eine gute Jagdzeitung fehlen", konnte man noch vor den Fachbeiträgen des ersten Heftes lesen. Das Jahresabonnement kostete nur acht Kronen und darüber hinaus war "jeder Abonnement gratis auf 1500 Kronen versichert". Das war zweifellos ein interessantes Angebot, denn Versicherungen für Jäger waren damals noch nicht selbetverständlich, wenn auch nicht angegeben wurde, für welche unvorhergesehenen Ereignisse man nun versichert war.

Der Redakteur Josef Edelmüller, kaiserlich-königlicher Forstmeister im Ruhestand, hielt in seinem Geleitwort fest, dass die Jägerschaft unseres Vaterlandes mit dem Gedanken an das Weidwerk die "sagenumwobene und doch so lichtvolle Gestalt ihre Patrons St. Hubertus" verbindet. Für die Bitte um Schutz unseres Wildes und Dank für "genossene Stunden voll unvergleichlich schönen Vergnügens" wird dieser als Fürsprecher genommen. Daher wurde dem neuen Jagdblatt der Name unseres Jagdpatrons gegeben. Es solle dies den Geist der alten vaterländischen Jägerei (gemeint war wohl die österreichische Jagdkultur) wahren und darüber hinaus die jagdliche Forschung pflegen und heben. Dagegen wollte man auf die "sinnlosen Berichte über Massenwildmorde" - damit waren entsprechende Artikel in Hugos Jagdzeitung und anderen Jagdzeitschriften gemeint - verzichten. Der "St. Hubertus" erschien vorerst alle zwei Wochen, das erste Heft hatte einem Umfang von 20 Seiten, die folgenen Ausgaben umfassten jeweils 16 Seiten.

Herausgeber Karl Springer gründete auch den Hubertusfonds, ein "Wohltätigkeitsverein für das Forst- und Jagdpersonal in der österreichisch-ungarischen Monarchie", der als bürgerliches Gegenstück zum adligen Grünen Kreuz gedacht war. Über die Aktivitäten sies Vereines wurde im St. Hubertus regelmäßig berichtet, auch die Mitgliederlisten konnte man da nachlesen. In jeder Ausgabe fand man Artikel zu den Fachbereichen "Unsere Hunde, Fischweid, Vom Schießstand, Naturschutz und Feuilleton" (das waren belletristische Jagderzählungen).

Schicksalsjahre

Kaum waren die Startschwierigkeiten des St. Hubertus überwunden, fielen am 28. Juni 1914 in Sarajevo Erzherzog Franz-Ferdinand und seine Frau einem Mordanschlag zum Opfer. Das war der Auftakt zum Ersten Weltkrieg, für den auch Mitarbeiter der Redaktion und der Druckerei dieser Zeitschrift einberufen wurden. Die Herausgabe des St. Hubertus kam erstmal zum Erliegen. Nach Kriegsende mussten die Verlags- und Vertriebsstrukturen neu aufgebaut werden, was angesichts der Inflation und Verarmung vieler Bürger keine leichte Aufgabe war. Der St. Hubertus erschien nunmehr unter dem Titel "Wiener Jagdzeitung" wöchentlich, in den Jahren 1921 und 1922 aber als Monatszeitschrift. Karl Springer gelang es, seine Zeitschrift zum offiziellen Organ von kynologischen Vereinen zu etablieren. Auch andere Jagdvereine nutzen den St. Hubertus für die Publikation ihrer Mitteilungen, sodass dieser eine größere Leserschaft und damit eine höhere Auflage erreichte. Ab 1926 erschien diese Zeitschrift wieder wöchentlich. Damit entsprach der St. Hubertus, der sich nunmehr als "Zeitschrift für Jagd, Kynologie, Schießwesen usw." verstand, wieder den Vorstellungen des herausgebers von 1912. Er war zur wichtigsten Jagdzeitung Österreich geworden, die qualitativ hochwertige Informationen bot, zugleich aber preiswert war.

Zum Teil 2

Erstabdruck: St. Hubertus, 2/2002, S. 26ff.