Text Joachim Orbach

Bilder Sonja Thelen

Am 26. Aug. 2023 wurde die 42. VSwP “Bergisches Land” von der Jagdgebrauchshundegruppe der KJS des Rheinisch – Bergischen Kreises im LJV NRW e.V. im Auftrag der “Bergischen Arbeitsgemeinschaft Schweiß” mit 9 gemeldeten Hunden ( 1 x 40-Stunden-Fährte u. 8 x 20-Stunden-Fährte, geprüft 7 Hunde ) ausgerichtet.

Schirmherr der Prüfung war der 1. Vorsitzender der KJS Rheinisch - Bergischer Kreis e.V. Manfred Heindl, der sich u.a. in seinen Grußworten für den unermüdlichen Einsatz der Arbeitsgemeinschaft im Sinne des Tierwohls und der damit verbundenen Nachsuchenarbeit bedankte. Auch die Präsidentin des LJV NRW und DJV – Vizepräsidentin Nicole Heitzing richtete ihre lobenswerte Grußworte aus.

Bekanntlich soll eine bestandene VSwP / VFsP den Einstieg in die erschwerte Nachsuchenpraxis bescheinigen - wie es die Prüfungsordnung vorsieht. Wenn man vom Einstieg spricht, muss ja auch nicht gleich die anerkannte Schweißhund / Nachsuchenstation angestrebt werden. Hauptsache ist der spätere Einsatz in der Praxis. Nachsuchenarbeit ist Dienst am Wild und praktizierter Tierschutz und das was wir unter Waidgerechtigkeit verstehen. Ein Bedarf an qualifizierten Gespannen aus Jägern und Hunden dürfte ohnehin bestehen, da der Bedarf nicht ausschließlich von anerkannten Nachsuchen- Schweißhundstationen abgedeckt werden kann. Wichtig für den Einstieg in die Praxis sind aber auch entsprechende Kenntnisse im Nachsuchenwesen. Diese kann man sich u.a. auch durch die Teilnahme an Anschussseminare aneignen, die mittlerweile schon seit Jahrzehnten in verschiedenen Hegeringen und Jagdgebrauchshundevereine jährlich angeboten werden. Verpflichtung für alle JGHV Mitgliedsvereine die eine VSwP / VFsP ausrichten ist es aber die auf einem hohen Niveau stehende VSwPO / VFsPO ohne Wenn und Aber einzuhalten.

20230826 103638Garanten für die Einhaltung der Richtlinien und Vorschriften der anspruchsvollen VSwPO auf der VSwP “Bergisches Land” war / ist u.a. nun schon seit vielen Jahrzehnten der frühere langjährige Vorsitzender und heutige Ehrenvorsitzender der “ Bergischen Arbeitsgemeinschaft Schweiß” Wildmeister Walter Stein und der heutige Vorsitzender ( auch 1. Vors. des KBGS ) Michael Knitter. Beide kommen aus dem Schweiß- und Vorstehhundlager und ihnen wurde schon vor Jahrzehnten die Ehrennadel in Gold des JGHV für Schweißhundführer verliehen.

Erfreulicherweise ist seit diesem Jahr die Arbeitsgemeinschaft, - die sich u..a. auch seit 1984 die Zielsetzung von höchstens 8 Mitgliedsvereine gesetzt hat - wieder auf den alten Stand von 8 Mitgliedsvereinen angewachsen, nachdem ein alter Mitgliedsverein aufgelöst wurde und ein anderer Verein vorübergehend ausgeschieden war.

  • Mitgliedsvereine der Arbeitsgemeinschaft:
    JGV Bergisch Land e.V.
    JGV Niederberg e.V.
    JGV Olpe e.V.
    JGV Oberbergischer Jäger e.V.
    JGV Roemryke Berge e.V.
    JGV der Siegkreisjäger e.V.
    VDD Niederrhein
    Jagdgebrauchshundegruppe der Kreisgruppe des Rheinisch-Bergischen Kreises im LJV NRW e.V.

 Vorabendprogramm am 25.8.2023

Traditionell begann das Vorabendprogramm zur VSwP “Bergisches Land” mit der Hubertusmesse in der Kirche St. Johannes Baptist in Gimborn. In diesem Jahr wurde die Messe von Diakon Ralf Schwenk unter Mitwirkung der bekannten Bläsergruppe “Jagdhornissen Kürten.” gehalten.

Schließlich soll das Vorabendpromm und die Prüfung u.a. auch zum Erhalt der deutschen Jagdkultur beitragen die sich in vier Gruppen einteilen lässt:

1. Moralische Regeln ( Waidgerechtigkeit - wie die Nachsuchenarbeit - )

2. Traditionelle Sitten und Bräuche ( Jagdliches Brauchtum )

3. Handwerkliche Kenntnisse und Fertigkeiten ( wie die Führung brauchbarer Jagdhunde zu Nachsuchen )

4. Verarbeitung des Jagderlebnisses in Literatur, Kunst und Musik ( Kulturelle Schöpfung )

Nach der Messe hielt Walter Brecht zur “Bechener Erklärung” ( Wald & Wild ) - neue Jagdstrategien und Fragen zur Nachsuchenarbeit einen intressanten Vortrag im Festsaal des “Schlosshotel Gimborn”. Mit einem gemütlichen Beisammensein und Abendessen der Prüfungsteilnehmer, Gäste und aller an der Arbeit auf der Roten Fährte interessierten Jagdhundefreunde klang dann der Abend aus.

Zusammenstellung der Richtergruppen

Wie bereits seit der Gründung der Arbeitsgemeinschaft auch festgelegt, werden immer erfahrene vereinsfremde Richter ( insbesondere Richterobleute ) mit entsprechender Praxiserfahrung im Nachsuchenwesen eingeladen um u.a. auch eine entsprechend hohe Transparenz nach außen zu pflegen - das meiner Meinung nach bei jeder VSwP / VFsP auch immer gegeben sein sollte. Es stehen ja genügend Richter als Obleute zur Verfügung, die Nichtmitglied des jeweils eine VSwP / VFsP ausrichtenden Jagdgebrauchshundevereins, Zuchtvereins bzw. Zuchtdachverbandes sind.

Wenn es um die Zusammenstellung von Richtergruppen geht schrieb Bernd Krewer ( 1939 - 2020 ) als erfahrener Schweißhundführer und Verbandsrichter einmal in einem Kommentar zu einem meiner Artikel:

“So mancher Sw – Richter hat noch nie selbst, d. h. mit seinen eigenen Hunden, natürliche Wundfährten über tausend Meter Länge gearbeitet. Für diese, ja meist an Lebensjahren jüngeren Sw-Richter sind die bisweilen extrem ausführlich formulierten Prüfungsordnungen ausgearbeitet und niedergeschrieben worden. Diese relativ unerfahrenen Jungrichter brauchen ja ein Gerüst, an dem sie sich vorwärts “angeln” können, um den Prüfungshund einigermaßen korrekt zu bewerten. Solange sehr ins Detail gehende Prüfungsordnungen als Entscheidungshilfen gedacht und auch so formuliert sind, ist das in Ordnung. Sind sie aber als ANWEISUNG ZUR BEWERTUNG ( bei vereinseigenen Schweißprüfungen mancher JGHV-Zuchtvereine ) zu verstehen und daher nicht interpretationsfähig, dann können sie für einen ERFAHRENEN Richter zu einem Problem werden. Der “alte Hase” wird aufgrund seiner eigenen Erlebnisse und Erfahrungen mit vielen Nachsuchenhunden positive wie auch negative Verhaltensweisen des zu beurteilenden Hundes möglicherweise anders bewerten als der Jungrichter, der mehr in der PO blättert ( bzw. blättern muss ) als den Hund, seine Arbeit und vor allem seine Arbeitsweise zu beobachten. Ideal ist es, wenn in einer Richtergruppe sowohl ein alterfahrener Richter als Obmann und dazu jüngere, lernbereite Mitrichter zusammen arbeiten. Von einemsolchen Idealfall können alle profitieren, der Prrüfungshund, sein Führer und vor allem die Jungrichter.

Es darf einfach nicht sein, dass die Richter nur zum Zählen der Abrufe degradiert werden und nur daran sich der vergebene Preis orientiert. Dazu braucht man keine Richter, sondern nur Begleiter, die bis drei zählen können. Ein Sw III bei nur einem Abruf hat sehr oft einen Einspruch des Hundeführers zur Folge ( selbst erlebt ) - und weil man den eben vermeiden will, orientieren sich viele Richter nur an der Zahl der Abrufe, obwohl sie bei wasserdichter Begründung auch anders würden entscheiden können bzw. dürfen. Das gäben die aktuell gültigen Prüfungsordnungen ja durchaus her.

Die Väter der “ Erschwerten Schweißprüfungen” haben das damals ganz gewiss so nicht gewollt.

Erfahrung Verbands Prüfungsordungen – das muss kein Widerspruch sein, wenn die Erfahrung des / der Richter /- s bei der Bewertung des Hundes und des Führers an erster Stelle steht und Prüfungsordnungen als “ Hilfsgerüst” für den weniger erfahrenen Mitrichter angesehen wird.

Es wäre für ein einheitliches Richten wünschenswert, wenn sich regional Zucht- und Prüfungsvereine zusammenfänden mit dem Ziel, eine große statt viele kleine Prüfungen zu organisieren. Die VSwP “ Bergisches Land” ist hier beispielhaft zu nennen, aber auch die Pfälzerwald”, die “Elm” und die “ Hoherodskopf”. “

Wenn es um erfahrene Richterobleute geht, so möchte ich in diesem Artikel einmal besonders Forstrat a.D. Ulrich Umbach hervorheben, der in diesem Jahr ( wie schon viele Male zurvor ) als Richterobmann auf der VSwP gerichtet hat. Er zählt mit zu den erfahrensten und bekanntesten Nachsuchenspezialisten und Schweißhundführer der deutschen Jagdgeschichte – seine Bilanz beträgt mehr als 8000 Nachsuchen. Bekannt wurde U. Umbach, der u.a. auch seit 1989 Kreisjagdmeister der Vulkaneifel ist als Buchautor und durch die vor über 40 Jahren von ihm im Wesentlichen entwickelten und verwirklichten Anschussseminare.

Es richteten in diesem Jahr

Gruppe I 40 / 20- Stunden-Fährte Richterobmann: Ulrich Umbach ( Verein Hirschmann ), Richter: Stephie Lobscheid u. Susanne Schnepper, Richteranwärter: Lautwein

Gruppe II 20- Stunden-Fährte Richterobmann: Stefan Godek – Schoofs ( KBGS ), Richter: ROJ Johannes Hachmann und Peter Mörike

Gruppe III 20-Stunden-Fährte Richterobmann: Holger Fiethen ( JGV Krefeld ), Richter: Bernd Sommerhäuser und Elmar Jürgens

Der Prüfungstag

Nach der eingehender Richterbesprechung durch Stefan Godek-Schoofs und der Erledigung durch die Prüfungsordnung vorgesehenen Regularien begrüßte Prüfungsleiter Michael Knitter mit den Jagdhornbläsern vor dem Schlosshotel alle Teilnehmer und Gäste bei gutem Prüfungswetter. Anschließend erfolgte die Abfahrt mit den zusammengestellten Gruppen in die Reviere ( Gimborn, Kempershöhe und Nordhelle ) um die dort mit Rehwildschweiß getropften Fährten zu arbeiten.

Nach der Prüfung erfolgte die Abfassung der Obleuteberichte und die Richterbesprechung sowie die Auszahlung der Richtergelder. Anschließen wurde zur “Bergischen Kaffeetafel” geladen und es erfolgte die Preisverteilung.

Prüfungsergebnisse

Leider waren in diesem Jahr die Prüfungsergebnisse nicht berauschend, was aber in einigen Fällen nicht an den Hunden sondern an den Hundeführern selbst lag.

Mit einem Sw III auf der 20-Stunden-Fährte wurde bewertet:

Ignaz vom Hahnenschlag, BrBr, Rüde mit dem Führer Jörg Reinten.

Der Hundeführer erhielt den Wanderpreis, einige weitere Preise und wurde mit der Ehrenmedaille des Landes NRW für das beste Gespann ausgezeichnet.

Alle anderen Gespanne hatten eine Fehlsuche und konnten somit die Prüfung leider nicht bestehen.

Nun könnten einige Leute behaupten, die VSwP “Bergisches Land” ist zu schwer, dem ich aber deutlich widersprechen möchte.

Es sei denn, wenn die Einhaltung der anspruchsvollen VSwPO zu schwer ist.

Ausklang

Screenshot 20230825 230709 WhatsAppMit dem verblasen der Strecke durch die “Jagdhornissen Kürten” und den Schlussworten von Michael Knitter fand die Prüfung ihren Ausklang.

Besondere Dankensworte wurden den Revierinhabern, allen Helfern /- innen, den Richtern / Richterinnen, Jagdhornbläsern /- innen, den Hundeführern / Hundeführerin und der KJS Rheinisch-Bergischer Kreis e.V. ausgesprochen.

Die 43. VSwP “ Bergisches Land” wird 2024 vom JGV “Oberbergischer Jäger” e.V. im Auftrag der “Bergischen Arbeitsgemeinschaft Schweiß” ausgerichtet.