Die Erlebnisburg Hohenwerfen, Heimat des Salzburger Landesfalkenhofes und eines Falknereimuseums, war in diesem Jahr der Tagungsort des Forums Lebendige Jagdkultur e.V. vom 28.04.2017-30.04.2017.
So abwechslungsreich wie das Wetter, welches von Schneefall bis hochsommerlichen Temperaturen reichte, waren die Vortragsthemen und Örtlichkeiten zur Jagdkultur.
Nach einer kurzen Begrüßung durch Prof. Dr. Johannes Dieberger, den Vorsitzenden des Forums, und einem anschließenden Empfang in den herausgeputzten Kasematten der Burg, führte der international renommierte Falknermeister Josef Hiebeler die Zuhörer in die Entstehung und die Geschichte der Falkenjagd ein. Ergänzt wurden seine Ausführungen durch einen kleinen Abriss über die Entstehung der Burg und ihre Bedeutung im Salzburger Land.
Die Falknerei entstand im vorderasiatischen Raum. Andere Entstehungszentren waren Indien, die Mongolei und Persien. Mit der Völkerwanderung kam die Falkenjagd in den arabischen Raum, nach Italien und damit auch nach Mitteleuropa. Mit Friedrich II von Hohenstaufen hatte die Falknerei im 12. Jahrhundert einen Höhepunkt erreicht. Sein Werk: „Die Kunst mit Vögeln zu jagen“ ist in Teilen nach wie vor aktuell und gehört zu den herausragenden Werken mittelalterlicher Jagdliteratur. Die Beizjagd, wir die Jagd mit den Greifvögeln auch genannt wird, war im 18. und 19. Jahrhundert ein Privileg des Adels und ein Ereignis von gesellschaftlichem Rang. Jetzt ist die Falknerei seit 2004 als immaterielles Kulturerbe von der UNESCO anerkannt. Mit Ihrem Flugschauen ist sie auch für Nichtjäger attraktiv und ein hervorragender Protagonist für die gesamte Jagd im öffentlichen Raum!
Von dem herausragenden Können des ansässigen Falknerhofes, konnten sich Gäste und Forumsmitglieder im Anschluss des Vortrages im Vorhof der Burg beeindruckend überzeugen. Flugvorführungen des Falknerhofes mit Saker, Lanner und Wanderfalke; ferner mit Königsraufußbussard, Harris Hawk, Gänse- und Mönchsgeier und Kaiseradler begeisterten das Publikum. Erläutert wurden die unterschiedlichen Jagdtechniken der einzelnen Greifvögel, die auch in den verschieden, beeindruckenden Flugmustern zum Ausdruck kamen.
Forumsmitglied Dr. Gilbert Titeux war dieses Jahr Kurator der Ausstellung Jagdszenen in Deutschland Rayski/Baselitz im Musée de la chasse er de la nature/Paris.
Teil dieser Ausstellung war ein Bild des Malers Ferdinand von Rayski (1806-1890), einem bedeutenden Repräsentanten der Dresdner Schule. Neben der Vorstellung der Persönlichkeit Ferdinand von Rayskis, seiner Epoche, u.a. mit der sächsischen Hofjagd und mehrerer Bilder, kam Dr. Titeux zu einem seiner Hauptwerke: Jagdpause im Wermsdorfer Wald. Skizziert und herausgearbeitet wurde an mehreren Beispielen, welche Inspiration die Werke FvR auf den zeitgenössischen und bekannten Maler Baselitz ausübten.
Welche Konsequenzen die gesellschaftliche Veränderung der Stellung von Tierrechten bzgl. der Jagd haben kann, schilderte Forumsmitglied und Autor des Deutschen Jagdlexikons Volker Seifert in seinem Vortrag „Erosion der moralischen Relevanz als Tabubruch“. Dabei führte er aus, dass Tierrechte ein Anwendungsfall der Tierethik darstellt. Die Tierethik ist eingebettet in die sog. Ökophilosophie, dem Teilbereich der Philosophie, der sich mit dem Wesen der Natur und die Beziehung zum Menschen beschäftigt. Verfechter von Tierrechten vertreten zunehmend die Überzeugung, dass Tieren ein Status vergleichbar denen von Menschenrechten zusteht. Sie begründen das im Wesentlichen mit der Leidensfähigkeit oder der Möglichkeit Interessen zu haben, die es zu berücksichtigen gilt. Exemplarisch sei hier das Verbot der Baujagd in Nordrhein-Westfalen genannt (§ 19 Ökologisches Jagdgesetz Sachliche Verbote/ergänzend zu § 19 BJG). Hier wurde mit dem Straftatbestand des Hausfriedensbruchs argumentiert.
Sollte sich diese Argumentation durchsetzen, so ist schlimmstenfalls mit einem totalen Verbot der Jagd zu rechnen. Eine anschließende Diskussion im Auditorium kam zu dem Ergebnis, das bei Verbotsbegründungen, die sich auf moralphilosophische Motive stützen, mit tierethischen Gründen dagegen gehalten werden sollte.
Wild und Hund Redakteur Markus Deutsch führte das Auditorium anschließend im Rahmen des Zyklusses Traumreviere – auf historischen Pirschpfaden u.a. nach Rumänien/Hermannstadt (Hofjagddirektor August von Spieß), nach Ostpreußen in die Reviere Quittainen (Gräfin Marion v. Dönhoff), ins ehemalige Bismarckrevier nach Varzin (Hinterpommern) und zum Abschluss auf den Darß in die Jagdgründe von Ferdinand von Raesfeld. Geschickt verband der Redakteur seine persönlichen und aktuellen Recherchen am Ort mit jagdgeschichtlichen und historischen Details. Gräfin Dönhoff war vor Ihrer Flucht aus Ostpreußen begeisterte Jäger- und Reiterin. Nach 1945 hat Sie nie wieder ein Pferd bestiegen oder aktiv an einer Jagd teilgenommen. Im ehemaligen Bismarck - Schloss in Varzin ist jetzt eine Forst- und Jagdschule untergebracht. Wie auch in Ostpreußen, sind an den Gebäuden Spuren der ehemaligen Besitzer in Form von Wappen, erhalten geblieben. Ferdinand von Raesfeld war seiner Zeit hinsichtlich Hege und Jagd des Wildes weit voraus, als er schrieb:
„Sorge für Ruhe, gönne dem Wild die vollen Jahre zu seiner nötigen Entwicklung, schieße nur minderwertiges ab, bis das Ganze auf eine genügend hohe Stufe gebracht ist, und halte keine größere Zahl von Wild, als die gegebenen Verhältnisse voll zu entwickeln und zu erhalten mögen.“
Der Beitrag von Albrecht Linder Jagern mit Ludwig Thoma (1867 - 1921) ließ den Zuhörern das Leben und die Welt dieses leidenschaftlichen Waidmanns näherbringen. Thoma war Chefredakteur des in München erscheinenden Simplicissimus und gehörte auf Grund seiner oft tragischen Bauerngeschichten zu den Naturalisten unter den Literaten.
Nach einer praktischen Vorführung im Rahmen der Forumstagung in Eisenach 2012 (Gravuren an Jagdwaffen) referierte Forumsmitglied Franz Henninghaus und Sohn Falk dieses Jahr ganz allgemein über die Aufwertung von Jagdwaffen. Er ging dabei im Besonderen auf Arbeiten eines professionellen Büchsenmachers hinsichtlich Form, Gravur, Holz, Finish und Verarbeitung ein. Einprägsam wurden dabei die Leitmaxime – Es muss schießen, es muss liegen, es muss gefallen und der Rest ist Übung vermittelt.
Über 200.000 Jahre lässt sich die Geschichte der Jagd und der Jagdkultur im Alpenraum, zurückverfolgen. Landesjägermeister Anton Larcher berichtete Interessantes über Jagdkultur- prägende Persönlichkeiten in wie der Landesfürst von Tirol Erzherzog Ferdinand II (1529-1595) oder der Letzte Ritter Kaiser Maximilian I. (1459-1519). Er berichtet von der Falkenjagd in Tirol; und auch das Parforcejagden hier geritten wurden. Eine Erfolgsgeschichte Österreichs ist die Auswilderung und Vermehrung des Alpen-Steinbocks.
Forumsvorsitzender Prof. Dr. Dieberger skizzierte anschließend, welche Auswirkungen die Jagdpolitik im III. Reich auf die heutige Jagdkultur besitzt.
Den krönenden Abschluss der Vortragsreihe bildete in den frühen Abendstunden „Aus öden Heyden werden Forsten“. Mit einer praktischen Vorführung und Erläuterungen in den Kasematten, beeindruckte der Maler H--H. Eisermann die gebannten Zuschauer. Ein Landschaftsbild wird in der Regel von oben nach unten; d.h. vom Hinter- zum Vordergrund gearbeitet. Der Bildschwerpunkt sollte nicht in der Mitte des Bildes liegen; eher im rechten oder linken Drittel. Schritt für Schritt und Pinselstrich für Pinselstrich entstand so ein Gemälde, begleitet von fachkundigen Erläuterungen, welches unter Beifall nach vorläufiger Fertigstellung dem Forum überreicht wurde.
Der letzte April Sonntag begann in der Burgkapelle mit einer Messe zu Ehren des heiligen Hubertus. Die einfühlsame Predigt wurde dabei von der Lainzer Jagdmusik (gegründet 1662) umrahmt. Damit aber noch nicht genug des musikalischen Genusses, denn im Anschluss an die Messe präsentierte die Bläsergruppe ein Jagdhornkonzert mit österreichischer Jagdmusik aus fünf Jahrhunderten. Der dabei sonnendurchflutete Burghof und die im Hintergrund mit Schneehauben versehenen Berggipfel boten dabei eine würdige und stimmungsvolle Atmosphäre zum Tagungsende.
Fotos: F. Pohlmann